02. September 2023
Michael Schäfer zu einem aktuellen Thema:

kein falsches Gerücht


Die Losungen sind Bibelverse, die weit im Voraus dem jeweiligen Tag zugelost werden. Eine alte Tradition der Herrnhuter Gemeinde.

Und manchmal trifft die Losung und erschüttert.

So am Ende dieser Woche mit den Diskussionen über den bayrischen Staatsminister Hubert Aiwanger. Er ist keiner, der mir sympathisch ist. Aber wenn kurz vor der bayrischen Landtagswahl ein Flugblatt auftaucht und ihm zugeordnet wird, das habe er als 16- oder 17-jähriger verteilt, dann fällt es schwer, das als Zufall einzuordnen. Auch Fakten können falsch werden, wenn sie Jahrzehnte zurückgehalten werden, um sie dann derart passend zu platzieren.

Fakt ist, dass dieses Flugblatt widerlich war und ist und bleibt. Fakt ist auch, dass Aiwanger es damals bei sich trug. Fakt ist wohl auch, dass er es nicht verfasst hat, aber sich auch nicht wirklich distanziert oder entschuldigt hat. Stattdessen betont er, dass hier eine Hetzkampagne stattfindet und dass ja jeder schon mal Scheiße gebaut hat. Mit Beidem hat er wohl Recht, aber für ihn wäre jetzt wohl eher die Zeit, deutlich zu machen wofür er steht.

Seltsam ist, wie sich jetzt ehemalige Mitschülerinnen und Mitschüler nach vorne drängen, um entweder zu erzählen, dass Aiwanger nie auch nur im entferntesten Nazi-Gedankengut nahestand, oder um zu erzählen, dass er immer schon Faschist war, den Hitlergruß sagte und antisemitische Reden schwang, ‚Mein Kampf‘ las.

Was ist hier die Wahrheit? Ich weiß es nicht, aber ich fühle mich zunehmend angewidert, wie Menschen miteinander umgehen, bereitwillig Geschichten über Andere erzählen – egal ob um sie zu retten, oder um sie endgültig fertigzumachen.

Der ‚Fall Aiwanger‘ ist da keine Ausnahmeerscheinung. Wer sich in die Politik begibt, muss scheinbar damit rechnen, dass alte Geschichte zur Unzeit ausgegraben werden und viele Menschen bereit sind mit Schmutz nach ihnen zu werfen.

Mich erschüttert was da geschieht. Und es wundert mich nicht, wenn Menschen lieber nicht in die Politik gehen.

Aber ich will meine Traum nicht aufgeben, von einer christlichen Gesellschaft, die bereit ist, miteinander umzugehen und einander zuzuhören.

 

Losung für Samstag, den 2.9.2023:

Du sollst kein falsches Gerücht verbreiten. 2.Mose 23,1

Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind. Epheser 4,25

 

Im Gesangbuch steht in Martin Luthers kleinem Katechismus zu den 10 Geboten (eg 855.1):

Das achte Gebot:

Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.

Was ist das?

Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unsern Nächsten nicht belügen, verraten, verleumden oder seinen Ruf verderben, sondern sollen ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum Besten kehren.





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