22. September 2025

Pfarrerin Tabitha Mangold geht in den Ruhestand: Ein Leben an der Grenze


Zuletzt war sie Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Fischbach, davor u.a. mehrere Jahre an der Saarbrücker Ludwigskirche. Nun geht Tabitha Mangold in den Ruhestand – und blickt zurück auf ein bewegtes Leben im Pfarrberuf.

Eine Streiterin für ein menschennahes Christentum, das wollte sie sein. Und das war sie auch: unbeirrbar, klar, zugewandt – selbst dann, wenn es unbequem wurde. Pfarrerin Tabitha Mangold, die zuletzt in der Evangelischen Kirchengemeinde Fischbach tätig war, geht in den Ruhestand. Am Sonntag, 28. September, wird sie in einem Gottesdienst offiziell durch Superintendent Markus Karsch entpflichtet.

Das Leitmotiv ihrer Verabschiedung lautet: „Leben an der Grenze“ – eine Formulierung, die auf mehreren Ebenen zutrifft. „Ich habe immer an meinen Grenzen gelebt“, sagt Mangold selbst rückblickend. Gemeint sind damit nicht nur äußere Herausforderungen in Gemeinden mit komplexen Strukturen, sondern auch persönliche Grenzerfahrungen – und ihre kompromisslose Entscheidung für den Pfarrberuf. Gerade dort war sie an den Grenzen menschlicher Erfahrungen: zwischen Hoffnung und Verzweiflung, zwischen Glauben und Zweifel, zwischen Nähe und Distanz. Ihr Verständnis von Kirche war nie ein abstraktes. Es war konkret, zugewandt, lebensnah.

Vom Ruhrgebiet ins Saarland

Geboren wurde Tabitha Mangold Anfang der 1960er-Jahre in Essen, im Ruhrgebiet. Der christliche Glaube war gelebte Praxis – schon von Kindesbeinen an. Die Eltern lernten sich als Ehrenamtliche in der Kirche kennen, die Tochter wurde im Kindergottesdienst getauft. Und genau dort, im Kindergottesdienst, hatte sie den prägenden „Aha-Moment“, der sie später ins Pfarramt führen sollte. Auch ein engagierter Religionslehrer trug dazu bei.

Für die junge Frau bedeutete das Theologiestudium eine „ganzheitliche Entscheidung“. Es war eine bewusste Festlegung – mit allen Konsequenzen. Nach ihrem Theologiestudium in Gießen, Marburg, Tübingen und Bonn kam die gebürtige Rheinländerin ins Saarland – zunächst nach Neuweiler, dann nach Alt Saarbrücken und schließlich nach Fischbach. Drei Gemeinden, drei Lebensphasen – doch eines blieb konstant: ihr Anspruch, eine Kirche zu gestalten, die offen ist. Offen für die Fragen der Zeit, für gesellschaftliche Entwicklungen, für die Sorgen der Menschen.

In Neuweiler – noch als junge Pfarrerin – lernte sie das Gemeindeleben von Grund auf kennen. Sie konzentrierte sich auf Besuchsdienste, gestaltete Zielgruppengottesdienste und war für junge Familien Ansprechpartnerin. In Alt- Saarbrücken, mitten im urbanen Umfeld, widmete sie sich gemeinsam mit dem Arbeitskreis Soziale Einrichtungen den Menschen auf der Folsterhöhe, engagierte sich in der Ökumenischen Zusammenarbeit und der Seelsorge mit dem St. Jakobus Hospiz. „Jesus hätte auf der Folsterhöhe gewohnt“, war ihre Überzeugung. Später, in Fischbach wollte sie Akzente setzen. Seelsorge, ansprechende Gottesdienste, Arbeit mit Kindern und Jugendarbeit priorisierte sie.

„Ich wollte nie eine Pfarrerin sein, die vom Kanzelrand herab predigt“, sagt sie. Stattdessen habe sie versucht, „mitten unter den Menschen“ zu bleiben. Ihre Gottesdienste waren geprägt von Klarheit und Herzlichkeit, ihre Predigten ehrlich, nicht belehrend. Wer ihr zuhörte, fühlte sich ernst genommen.

Sie war präsent. Eine, die hinschaut. Eine, die aushält. Eine, die bleibt, wenn andere schon gehen. Grenzen – ob sichtbar oder unsichtbar – hat sie dabei nicht als Hindernis verstanden, sondern als Einladung zur Begegnung. „Ich habe viel gelernt in diesen Jahren – vor allem Dankbarkeit für alles Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde.“

Pfarrerin Mangold ist verheiratet, hat vier Söhne, zwei Enkelkinder. Die Balance zwischen Beruf und Familie zu finden, war bisweilen auch Grenzerfahrung. Ebenso eine schwere Krebserkrankung, die sie an ihre Grenzen führte und dazu bewog nach reiflicher Überlegung in den Ruhestand zu gehen. Offiziell endet ihr aktiver Dienst am 1. November.

Abschied mit offenem Blick

Nun blickt sie nach vorne. Auf die Möglichkeit intensiv Sport zu treiben, Theaterbesuche, auf lange Spaziergänge, auf Zeit mit den Enkelkindern. „Ich möchte intensiv leben“, sagt sie – und meint damit kein rastloses Nachholen, sondern ein bewusstes Innehalten. Sie hat Grenzen erlebt – strukturelle, gesundheitliche, persönliche. Und sie hat sie gestaltet, verschoben, manchmal überwunden. Mit klarer Haltung, mit offenem Herzen. Eine Pfarrerin mit Kante – und mit Gefühl.

Info:
Tabitha Mangold wird in einem Gottesdienst am Sonntag, 28. September, um 14 Uhr in der Evangelischen Kirche Fischbach (Talstraße 7) durch Superintendent Markus Karsch entpflichtet. Im Anschluss besteht bei einem Umtrunk die Möglichkeit, sich persönlich von Pfarrerin Mangold zu verabschieden.

 

Text: evks/Redaktion





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