Literaturkreis Völklingen Ludweiler
Edgar Selge: Hast du uns endlich gefunden weiterlesen
Lukas Röders Spielfilm-Debüt „Scham“ handelt von der ambivalenten Beziehung zwischen Aaron und seiner Mutter Susanne. Nach Jahren der Funkstille konfrontiert der inzwischen Erwachsene seine Mutter mit der körperlichen und psychischen Gewalt, die er als Kind erfahren musste und von deren traumatischen Folgen er sich nie erholt hat. Nicht nur wurde er als Siebenjähriger von einem Unbekannten sexuell missbraucht, auch durch seine Mutter erfuhr er immer wieder Schläge und Abneigung. Umgekehrt wirft auch Susanne Aaron vor, durch seine Existenz ihr Leben ruiniert zu haben. Trotz wechselseitiger Verletzungen versuchen Mutter und Sohn wieder zusammenzufinden.
Der Film sei eine „Zumutung“, betonte die Ökumene-Jury, der neben den beiden saarländischen Mitgliedern Anke Jung (Püttlingen) und Gerhard Alt (Saarwellingen) in diesem Jahr Katja Bury (Schweiz) und Barbora Cihelková (Tschechische Republik) angehörten. So schonungslos die handelnden Personen miteinander umgingen, gehe der Film mit den Zuschauenden um.
Das Ringen von Mutter und Sohn um gegenseitiges Verständnis, dieser existenzielle Konflikt, sei ebenso schmerzhaft wie vielseitig anschlussfähig. So zeige sich „in diesem mutigen, spröden und aufwühlenden Film die ganze Palette der menschlichen Erlösungsbedürftigkeit“. Überforderung, (sexualisierte) Gewalt, enttäuschte Lebensmodelle und biographische Verstrickungen bildeten dafür den Nährboden. All das mache „Scham“ zu einem Film, „über den man reden muss“, so die Jury weiter.
Der Preis der Ökumenischen Jury wird im Rahmen der allgemeinen Max Ophüls Preisverleihung in der Sparte „Spielfilm“ von der evangelischen und katholischen Erwachsenenbildung im Saarland vergeben und ist mit 2.500 Euro dotiert. Insgesamt werden in der Spielfilm-Sparte neun Preise verliehen.
Hintergrund
Seit 2015 sind die Internationale Kirchliche Film-Organisation INTERFILM und die Internationale Katholische Vereinigung für Kommunikation SIGNIS im Rahmen einer Ökumenischen Jury am Max Ophüls Festival präsent. Diese vergibt den von der evangelischen und katholischen Erwachsenenbildung mit 2.500 Euro dotierten Preis an einen Film aus dem offiziellen Wettbewerb für lange Spielfilme.
Ausgezeichnet wird ein Film, dem „es mit wirklicher künstlerischer Begabung gelingt, ein menschliches Verhalten oder Zeugnis zum Ausdruck zu bringen, das mit dem Evangelium in Einklang steht, oder die Zuschauer/den Zuschauer für spirituelle, menschliche oder soziale Fragen und Werte zu sensibilisieren.“ (Zitat aus den Juryleitlinien).
Film und Bild und bestimmen zunehmend die Art und Weise, wie gesellschaftliche Wirklichkeit wahrgenommen werden. Mit ihrem Engagement möchten die Landesorganisationen die kritische Auseinandersetzung mit diesen Medien fördern.
Informationen zur Ökumenischen Jury: Wolf-Dieter Scheid, Landesarbeitsgemeinschaft für Evangelische Erwachsenenbildung im Saarland, Tel.: 0681-68570176, Mail: wd.scheid@lag-eeb-sl.de