23. Juni 2025
Interreligiöses Friedensgebet in Spicheren erinnert an 80 Jahre Kriegsende und ruft zu Frieden auf
Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Religions- und Glaubensgemeinschaften haben bei einem interreligiösen Friedensgebet in Spicheren zu Frieden in der Welt aufgerufen und an 80 Jahre Kriegsende erinnert. Gemeinsam pflanzten sie hinter der Kirche St. Laurent einen Friedensbaum.
Spicheren – Unter dem Motto „Jubiläum für den Frieden – 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges“ haben sich am Sonntag, 22. Juni, Vertreter verschiedener Religions- und Glaubensgemeinschaften an der Kirche St. Laurent im lothringischen Spicheren an der deutsch-französischen Grenze zu einem interreligiösen Friedensgebet getroffen, um eindrücklich zu Frieden in aller Welt aufzurufen. Neben dem Initiator David Chaudey, katholischer Pfarrer von Spicheren, Samih Raad, Priester der Melkiten in der Diözese Metz, der evangelischen Pfarrerin von Spicheren, Cosima Hoffmann, dem Erzbischof von Metz, Phillippe Ballot, Rabbiner Ariel Wertenschlag aus Saargemünd und nahmen auch Generalvikar Ulrich von Plettenberg als Vertreter des Bistums Trier und Pfarrer Markus Wirth von der Pfarreiengemeinschaft St. Jakob Saarbrücken teil. Die Melkitische Kirche entstand im 18. Jahrhundert; sie umfasst Katholiken des byzantinischen Ritus im gesamten Nahen Osten und ist mit der römisch-katholischen Kirche verbunden.
Generalvikar von Plettenberg wählte für seinen Beitrag ein Gebet aus: „Gott, Du hast uns verschiedene Gaben geschenkt. Keinem gabst du alles – und keinem nichts. Jedem gibst du einen Teil. Hilf uns, dass wir uns nicht zerstreiten, sondern einander dienen mit dem, was du einem jeden zum Nutzen aller gibst.“ „Diese Gebet ist für mich der Schlüssel zum Frieden, hält es doch dazu an, Streitigkeiten, Hass oder sogar Krieg zu überwinden“, betonte von Plettenberg, „statt Konkurrenz und Neid geht es um Miteinander und Füreinander. Es ist eine banale Wahrheit: Aber niemand kann nur für sich allein sein. Alle sind auf andere angewiesen. Das gilt im Privaten ebenso wie in einer Gesellschaft oder einer ganzen Nation.“ Er plädierte dafür, offen aufeinander zuzugehen, weil Menschen anderer Kulturen das eigene Leben bereicherten.
Krieg im Nahen Osten verhindert Teilnahme libanesischen Priesters
Ein Stuhl bei dem Friedengebiet, das in einem kleinen Hof hinter der Kirche stattfand, blieb leer. Joseph Saghbini, Pfarrer aus dem Libanon, mit dem die Kirchengemeinde in Spicheren schon lange eng verbunden ist, konnte nicht kommen. Wegen des Krieges zwischen Israel und dem Iran waren seine Flüge annulliert worden. Stattdessen schickte er eine Videobotschaft an die Teilnehmer, die zu Beginn in der Kirche gezeigt wurde. Nadine Jung von der Gemeindeleitung der Spicherer Kirchengemeinde hatte zu Beginn der Veranstaltung die Besucherinnen und Besucher begrüßt und die Abwesenheit Saghbinis erklärt. „Ich wollte gerne bei Euch sein, aber wegen des Krieges ist mir das nicht möglich“, bedauerte er. Die Christen im Orient stünden vor großen Herausforderungen Kriege führten zu Instabilität und Migration. Viele Menschen würden ihr Heimatland verlassen, weil sie sich dort nicht mehr frei fühlten. Die Aufgabe der Kirche sei, Unterstützung zu geben und für Sicherheit zu sorgen. Er rief die Menschen aller Religionen zur Zusammenarbeit auf. Bevor es nach draußen ging, sang eine Jugendliche ein hebräisches Lied.
Magnolie als Friedensbaum gepflanzt
Nach den Beiträgen der Geistlichen wurde gemeinsam mit allen Anwesenden das „Vater unser“ gebetet. Ein Chor aus Jugendlichen der Gemeinde umrahmte das Gebet mit verschiedenen Liedern und sang zum Schluss Schillers Ode an die Freude zur Melodie aus der neunten Symphonie Ludwig van Beethovens, das zur Europa-Hymne wurde, auf Deutsch und Französisch. Vorher wurde noch eine Magnolie als Friedenbaum gepflanzt. Wegen des drückend heißen Wetter hatten professionelle Gärtner das schon im Vorfeld erledigt, die Vertreter der Religionsgemeinschaften fügten lediglich jeweils noch ein wenig Erde dazu. Bischof Ballot, Generalvikar von Plettenberg und Ramid Saah enthüllten gemeinsam das dazugehörige Schild. Es trägt die Ausschrift: „Jubilé de la Paix, Jubelfest des Friedens, 22. Juni 2025, die Diözesen Metz, Trier und Zahlé im Libanon, in Anwesenheit des Metzer Erzbischofs Philippe Ballot, lebendiges Zeichen des Friedens und der Versöhnung zwischen den Völkern.“ Dem Friedengebet am Nachmittag war am Vormittag bereits eine Fronleichnamsprozession unter Beteiligung verschiedener Religionsgemeinschaften vorausgegangen.
Info: In Spicheren erinnern zwei Soldatenfriedhöfe an die Schrecken zweier Kriege: Auf dem Friedhof Spicherer Höhe ruhen 120 Gefallene des Zweiten Weltkriegs. Am Nordausgang von Spicheren befindet sich zudem die deutsch-französische Kriegsgräberstätte „Giffertwald“ desdeutsch-französischen Krieges 1870/71. Der Termin für das Friedengebiet wurde auch wegen seiner zeitlichen Nähe zum 8. Mai gewählt. Der 8. Mai ist der Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges und in Frankreich als Tag der Befreiung oder auch als Tag des Sieges ein Feiertag. In diesem Jahr jährte er sich zum 80. Mal.