11. Februar 2025
Gemeinsame Kindertagesstätte in Niederlinxweiler offiziell eingeweiht
Auf diesen Tag hatten alle Beteiligten – die beiden Kita-Teams, die evangelische und katholische Kirchengemeinde sowie die Verantwortlichen der evangelischen Landeskirche und des Bistums Trier – lange hingearbeitet: Am Sonntag, 9. Februar, konnte das neue gemeinsame Kita-Gebäude im St. Wendeler Stadtteil Niederlinxweiler mit Platz für 122 Kinder mit einem ökumenischen Gottesdienst und anschließendem Festakt offiziell eingeweiht werden. Bereits am 26. August 2024 haben die Kinder ihr neues Gebäude bezogen und füllen es seitdem mit Leben. Es handelt sich um das erste ökumenische Kita-Projekt sowohl im Bistum Trier als auch in der Evangelischen Kirche im Rheinland.
Nach einer Bauzeit von drei Jahren unter evangelischer Bauträgerschaft beherbergt der Neubau nun unter einem Dach die beiden je dreigruppigen konfessionellen Kindertageseinrichtungen: Neben der Evangelischen Kindertagesstätte Niederlinxweiler in Trägerschaft des Verbands Evangelischer Kindertageseinrichtungen im Saarland (VEKiS) bewohnt die Kita St. Martin der katholischen KiTa gGmbH die zweite Hälfte des rechtwinkligen Gebäudes. Der Küchen- und Bistrobereich mit Speisesaal im Erdgeschoss, der von beiden Einrichtungen gemeinsam genutzt wird, verbindet die beiden Gebäudeteile. Das Obergeschoss ist mit Verwaltungs- und Personalräumen ausgestattet.
„Zwei Flügel hat diese Einrichtung, einen evangelischen und einen katholischen. Ein schönes Bild: Ein Vogel kann sich nur mit zwei Flügeln in die Luft erheben, auch Engel haben bekanntlich zwei Flügel“, zog Pfarrerin Gabi Kräuter in ihrer Begrüßung einen Vergleich. Doch bis der Vogel in der Luft war, also die Planungen und die Bauzeit gemeistert waren, sei „eine Katastrophe der anderen gefolgt“, zählten Kräuter und die für die Baukoordination maßgeblich verantwortliche Presbyterin Tina Cerovsek auf: So mussten Architektin und Projektsteuerung ausgetauscht werden, eingesetzte Fenster waren undicht, die Länge der Fassade stimmte nicht. „Der Bau hat die evangelische Kirchengemeinde an die Grenzen ihrer finanziellen und personellen Möglichkeiten und darüber hinaus gebracht“, sagte Kräuter. Doch nun sei der Vogel mit seinen zwei Flügeln in der Luft. Anstatt sich mit EU-Vergaberichtlinien und Mehrkostenanträgen herumzuschlagen, sei es nun die Aufgabe, den Kindern und Familien die frohe Botschaft der Liebe Gottes zu verkünden: „Das wollen wir hier nun in ökumenischer Verbundenheit tun.“
Die Idee eines gemeinsamen Kita-Gebäudes ist vor rund acht Jahren von den evangelischen Pfarrpersonen Christine Unrath, Gerhard Koepke, Wolfgang Meyer und dem katholischen Geistlichen Klaus Leist entwickelt worden, da sowohl das evangelische wie auch katholische Kita-Gebäude in Niederlinxweiler in die Jahre gekommen waren. „Wir hatten eine Vision, die aus unserer Überzeugung einer lebendigen Ökumene entstanden ist“, blickte Leist zurück. Auch positive Erfahrungen in der Ökumene seien Ansporn gewesen, Neues zum Wohle der Kinder zu wagen. „Es hat viel Schweiß und Mühe gekostet. Doch es hat sich gelohnt. Die Vision lebt und kann sich nun entfalten“, so Leist, der die Räumlichkeiten einsegnete.
„Es ist eine besondere Kita. Eine, die weit über die Region Bedeutung hat“, würdigte auch der Superintendent des Kirchenkreises Saar-Ost, Markus Karsch, das ökumenische Projekt. Sein ausdrücklicher Dank galt dem Presbyterium der evangelischen Gesamtkirchengemeinde St. Wendel (jetzt: Kirchengemeinde St. Wendel-Illtal), das die Bauträgerschaft geschultert hatte. „Es handelt sich um Ehrenamtliche sowie die Pfarrpersonen, die dies on top, neben ihren Hauptberufen, gestemmt haben. Ohne Euch gäbe es diese Kita nicht. Dafür sage ich ausdrücklich Dank im Namen unseres Kirchenkreises und des Kreissynodalvorstandes.“
Neben Vertreterinnen und Vertretern der beiden Kirchengemeinden, von Landeskirche und Bistum und den beiden Kita-Trägergesellschaften waren auch Politikerinnen und Politiker von Kommunal- und Kreisebene zur Eröffnung geladen. In seinem Grußwort nannte der St. Wendeler Landrat Udo Recktenwald den Bau der ersten ökumenischen Kita im Saarland einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung: „Es zeigt sich, dass es Sinn macht, an Visionen zu glauben und diese umzusetzen. Dazu gehört Mut, das Bohren dicker Bretter und viel Ausdauer: All das habt ihr gemeinsam in den letzten Jahren bewiesen. Franz von Assisi sagte: Tue erst das Notwendige, dann das Mögliche und plötzlich gelingt dir auch das Unmögliche. Das ist Euch hier gelungen.“ Von den 7,5 Millionen Euro der förderungsfähigen Kosten trage der Landkreis 30 Prozent, das Saarland 40 Prozent und die Stadt St. Wendel 20 Prozent. Der Eigenanteil, den die beiden Konfessionen aus Kirchensteuermitteln aufbringen müssen, liegt bei rund zwei Millionen Euro, von denen die evangelische Seite als Gebäudeeigentümerin dreiviertel der Summe übernimmt.
Dank für die Leistung der evangelischen Geschwister sagte auch der Leiter des Bereichs Kinder, Jugend und Bildung im Bischöflichen Generalvikariat, Matthias Struth: „Wir freuen uns seitens des Bistums, dass hier in Niederlinxweiler mit der sechsgruppigen Kindertageseinrichtung in Verantwortung der evangelischen Gesamtkirchengemeinde ein mutiger Schritt in die Zukunft gegangen werden konnte. Wir sind dankbar dafür, dass in diesem Gebäude sowohl eine evangelische Kita als auch unsere katholische Kita aus Niederlinxweiler eine neue Heimat finden konnten.“ Der Zuschuss des Bistums mit 450.000 Euro für das ökumenische Projekt habe deutlich über der eigentlich für solche Projekte vorgesehenen Höchstgrenze gelegen.
Die beiden Kita-Leiterinnen Susanne Leister (evangelisch) und Andrea Tschida (katholisch) bezeichneten die neuen Räume als ideal für ihre pädagogischen Konzepte. „Wir mussten seit dem Einzug erst mal Wurzeln schlagen und mit den Kindern im neuen Gebäude ankommen. Jetzt können wir den Blick stärker auf die Zusammenarbeit in der Ökumene richten“, sagten sie. „Wir wollen den ökumenischen Gedanken immer mehr mit Leben füllen.“ Begegnungen gebe es bereits beim gemeinsamen Essen, bei Festen, dem Singkreis und in der Turnhalle. Auch die religionspädagogische Arbeit der beiden Teams soll künftig auf einem Konzept beruhen – einen ersten Thementag dazu haben die beiden Teams bereits gemeinsam absolviert.
Text/Fotos: Ute Kirch/Bistum Trier